Chronik der Damenabteilung der USG
Teil 1 – Gründungsgeschichte(n)
Bis 1973 war die USG eine reine Männerdomäne. Allein der Gedanke an die Gründung einer Damenabteilung war mehr als verwerflich. Zwar waren die Schützenbrüder damals wie heute begeistert, wenn sie die Frauen bei Schützenfesten ausführen und bei Arbeiten einsetzen konnten. Zum Feiern und putzen durfte das Schützenhaus betreten werden – und es gab noch eine Ausnahme : Konnten die Herren nach dem sonntäglichen Frühschoppen ihre Autos nicht mehr nach Hause fahren, durften die Frauen ins Schützenhaus, Autoschlüssel und Mann abholen.
Anführer der Anti-Damenabteilungs-Liga waren Karl Völksen und Fritz Hichrichs. Diese beiden Herren waren nicht nur zwei Steine auf dem Weg zur Frauen-Vereinskarriere – das waren schon eher zwei Felsbrocken.
Von links: Fritz Hinchrichs , Friedrich Voges sen. , Karl Völksen
Am 5. April 1973 saßen 11 unerschrockene Frauen zusammen und die Damenabteilung der USG Wettbergen wurde gegründet durch:
- Inge Brummert
- Eva Hinrichs
- Ursel Lisiak
- Trautchen Rindfleisch
- Anneliese Schirmer
- Hannelore Schuricht
- Inge Stache
- Karola Schönfeld (Blume)
- Inge Völksen
- Ilse Voges
- Helga Wittig
Glaubt man den Berichten der Beteiligten, ist Inge Völksen am besagten Abend nach Hause gegangen zu ihrem Karl und hat ihm zunächst untergejubelt: „Wir haben jetzt eine Damenabteilung.“ Den Schock hatte er noch nicht verdaut, da folgte der nächste: „Und ich bin die erste Vorsitzende.“ Was danach gesprochen wurde, ist im Schützenhaus nie publik gemacht worden.
Von da ab ging ´s nur noch bergauf. Das erste offizielle Schießen fand in Gehrden statt. 19 Mannschaften waren gemeldet und die Damen waren sich einig : Die beiden Wettberger Mannschaften würden wohl Platz 18 und 19 belegen. Große Freude herrschte bei der Siegerehrung : Es waren Platz 17 und 19.
Nachdem auch die größten „Weiberhasser“ begriffen hatten, dass die Damen – Abteilung nicht mehr wegzudiskutieren war, setzten die Bemühungen ein, aus der Truppe etwas „Anständiges“ zu machen. Zunächst mussten die Damen im Schützenhaus unter der Oberaufsicht von Alex Hildebrandt das Marschieren im Gleichschritt lernen.
Dazu gab es die Anweisung von Roman Burghart : „Wenn´s bummst – links!“
Beim Kreisschützenfest war die Bewährungsprobe zu bestehen, erst danach erfolgte die Erlaubnis, der USG Fahne beim großen Ausmarsch in Hannover zu folgen.
In Wettbergen erzählt man sich, dass die Damen das Heim – Marschieren hin und wieder verlernt hatten. Nach einem feucht fröhlichen Schützenfest marschierten sie im Gänsemarsch Richtung Rehre. Ein Fuß auf dem Gehweg, einer im Rinnstein – und das Marschlied war :
„Theo , wir fahr´n nach Lods.“
Der eine oder andere in Wettbergen konnte diese Reiseanküdigung wegen der entsprechenden Lautstärke nicht überhören. Eine Mitbürgerin hat sich am nächsten Tag richtig gefreut. Sie begrüßte eine Schützin an deren Arbeitsplatz an der Kasse eines Wettberger Supermarktes mit den Worten : „Frau Völksen … schön dass sie aus Lods schon wieder zurück sind !“